Manchmal macht etwas einfach keinen Sinn mehr. Dann ist aufgeben angesagt. Das Geheimnis des Aufgebens liegt in vier Schritten versteckt! Wenn man den Traumberuf Hundetrainer aufgibt, dann bedeutet das etwas ganz Spezielles. Zumindest für mich.

Woran Du erkennst, dass Du endlich aufgeben solltest

Herrje, es gab innerhalb meiner knapp zehnjährigen Laufbahn als Hundetrainerin unzählige Momente, in denen ich mich gefragt habe, weshalb ich diesen Job eigentlich mache.

Irgendwann kam der Zeitpunkt, in der es kein „Schönreden“ mehr gab. Ich war aus dem Job heraus gewachsen, er passte einfach nicht mehr. In etwa so, wie man ein Paar Lieblingsschuhe hat und sie irgendwann so ausgelatscht sind, dass sie zu keinem Kleidungsstück gut aussehen.

Was macht man mit diesen Schuhen, in denen man so lange gelaufen ist? Die sich an die eigenen Füße anschmiegen wie eine zweite Haut? Von der Sonne verblasste Farben, zigmal zugeschnürt, ausgetreten und trotzdem: Das Lieblingspaar.

Zum Schuster? Müllcontainer? Altkleider?

Nichts von alledem. Ich habe mein Lieblingspaar-Schuhe namens „Beruf Hundetrainer“ behalten. Und auch wenn ich sie nicht mehr trage, stehen sie jetzt im Regal meiner Lieblingserfahrungen, bei den anderen ausgelatschten Tretern. Sie heißen Abiturientin, Studentin, Redakteurin und jetzt eben „Hundetrainerin“.

Wenn du etwas aufgibst bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es weggeworfen und vernichtet wird! Man kann die Dinge auch aufgeben, indem man sie wertschätzend loslässt und ins Regal stellt zu denjenigen Erfahrungen und Erkenntnissen, die man für immer behalten mag. Sie fließen ein in alles, was noch kommt.

Und so geht´s:

 

  • Schritt 1: Loslassen – nicht wegwerfen

Loslassen bedeutet, für einen Augenblick den Trennungsschmerz auszuhalten, der entsteht, wenn etwas Teil von uns geworden ist und wir glauben, es sei mit uns verwachsen. Wir irren uns, wenn wir der Meinung sind, irgendetwas „mache uns (mit) aus“. Tatsächlich sind wir sich wandelnde Wesen, die entscheiden können, was bei ihnen bleibt und für einen kurzen oder langen Lebensabschnitt Teil der Erfahrung namens Leben wird. Wir entscheiden auch, was weiterziehen soll. Tun wir es nicht freiwillig und lassen das ziehen, was nicht mehr zu uns passt, übernimmt das Leben für uns die Entscheidung – mit allen Konsequenzen. Und dann tut´s meistens richtig weh.

Im ersten Schritt treffen wir also die Entscheidung, dass wir nichts wegwerfen und vernichten – sondern wir lassen es in guter Absicht ziehen und halten den Trennungsschmerz einen Moment lang aus. Das passiert jedem, der einmal an etwas gehangen hat.

 

  • Schritt 2: Woran wir erkennen, dass etwas nicht mehr zu uns passt

Eigentlich ist es ziemlich einfach: Wir bekommen zuerst das Signal von innen heraus. Irgendein ungutes Bauchgefühl bei einer Sache. Am Anfang nur kurz, dann immer öfter. Irgendwann wissen wir, dass wir auf dem Holzweg sind. Dass das, was wir da gerade machen oder mit wem wir gerade zu tun haben, nicht gut für uns ist. Trotzdem bleiben wir dabei: Schließlich haben wir ja eine Entscheidung getroffen.

Unser Herz sagt, dass es leidet. Dass es sich viel lieber in einer anderen Situation befinden würde. Das Hirn wiederum meint, dass nach Abwägung aller rationalen Gründe, jede Veränderung bescheuert wäre. Auf wen hören wir jetzt? Herz oder Hirn?

Hier kommt die Lösung:

Du fragst nach dem WOFÜR!

„Wofür lasse ich etwas los? Wer oder was soll den Platz einnehmen, der in meinem Leben entsteht, wenn ich etwas aufgebe/loslasse?“


Im zweiten Schritt geht es also darum zu erkennen, wer oder was anstelle dessen treten soll, der/das unser Leben verlassen muss – damit es besser wird.

 

  • Schritt 3: Das eigene EGO am Kragen packen

Jetzt wird es ziemlich schwierig. Die Kunst im Loslassen einer vormals getroffenen Entscheidung ist gekoppelt mit dem, was sich menschliches EGO nennt.

„Das Ego ist die schlimmste Krankheit, die auf dem Planeten Erde existiert. Sie ist schlimmer als Krebs“, sagt Steven Pressfield sinngemäß ins deutsche übersetzt. Ich finde er hat Recht.

Wir handeln häufig völlig widernatürlich, weil wir glauben, wir müssten nach außen irgendetwas darstellen, von dem andere glauben, dass wir es sind. Als müssten wir einem vormals eingeschlagenen Karrierepfad unbedingt folgen – schließlich haben wir ja eine Entscheidung getroffen. Als müssten wir für immer in dieser Partnerschaft bleiben – schließlich haben wir ja eine Entscheidung getroffen. Als müssten wir für immer in dieser Wohnung leben, dieser Stadt arbeiten, diesem Land dienen – schließlich haben wir ja eine Entscheidung getroffen.

Was bei diesem selbstauferlegten Lebensstil auf der Strecke bleibt, ist das, was das Leben tatsächlich lebenswert macht. Unsere Herzen wissen, wie die Art und Weise der eigenen Lebendigkeit aussieht, die in uns darauf wartet, gelebt zu werden.

Im dritten Schritt geht es also darum, zu erkennen, dass wir ein Ego besitzen. Es ist unter anderem gekoppelt mit der Angst vor Gesichtsverlust und der Angst vor dem Unbekannten.

 

  • Schritt 4: Eine Entscheidung treffen

Wir sind als Menschen jeder selbst verantwortlich. Da helfen auch Gott und das Universum nicht weiter, denn wir sind einzigartig in einer bestimmten Sache. Wir halten eine ganz besondere Macht in unseren Händen:

Unabhängig von Zufall oder Schicksal besitzt jeder Mensch eine angeborene Fähigkeit. Es ist die Fähigkeit, einer Situation mit freiem Willen zu begegnen. Mit Deinem freien Willen kannst Du entscheiden, wie Du als Mensch auf jeden Umstand reagierst.

Wir entscheiden, was passieren soll. Wir entscheiden, wie wir reagieren. Wir sind weder Opfer unseres Egos, noch der Umstände.

Das ist, glaube ich, die härteste und schwierigste aller Lektionen im Leben.

Im vierten Schritt geht es also um die Entscheidung, für das eigene Leben Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch die Entscheidung, wie, wo und mit wem wir arbeiten wollen.

Das Mittel gegen die schlimmste aller Krankheiten


Ich werde an dieser Stelle mal sehr deutlich: Schritt 4 ist SCHEISSE SCHWER!

Das liegt vor allem am EGO. Es hält an bereits gemachten Erfahrungen so fest wie Donald Trump an seiner Weltanschauung.

Aber es gibt einen Gegenspieler zum Ego.

Im Herzen eines Menschen sitzt das „ICH“. Es ist die heilsamste Medizin, die auf dem Planeten Erde existiert. Das hat nicht Steven Pressfield gesagt. Das sage ich.

Ich glaube, wir können uns selbst nur helfen, indem wir unseren Herzen folgen. Im Herzen eines Menschen (und ich meine jetzt nicht hauptsächlich den schlagenden Muskel, der Blut ins unsere Adern pumpt), findet sich die Antwort auf alle persönlichen und überpersönlichen Fragen. Häufig ist es nicht das, was wir im Geiste erwartet haben oder uns (rational, weil es Sinn macht) wünschen.

Herz und Hirn brauchen jemanden, der sie in Einklang bringt: Dich. Du kommst nicht umhin, Platz zu schaffen, einen Raum zu kreieren, innerhalb dessen dein neues Leben einziehen kann.

Dem Leben einen Raum geben – voller Hingabe

Um einen entsprechenden Raum in unseren Leben zu schaffen, innerhalb dessen wir unsere Bestimmung und Berufung leben können (es gibt einen Unterschied zwischen beiden), braucht es Hingabe. Hingabe an das eigene Leben, das die Erlaubnis bekommt, existent werden zu dürfen.

Wenn du dich dazu entscheidest, das Leben zu leben, das exakt zu dir passt – dann lässt du dein altes Leben los. Das tut weh. Es ist schmerzhaft. Es ist eine Trennung. Du entscheidest dich in diesem Augenblick, dass deine Identität ein neues Gesicht bekommt. Dein eigenes Gesicht. Das macht dich für andere Menschen weniger gut greifbar – und steuerbar. Deshalb ist es wichtig, vor dem Antritt der „Reise zum eigenen Leben“ ganz genau auszuwählen, wer deine Begleiter auf diesem Weg sein sollen.

Du bist nämlich nicht alleine. Du gehst zwar deinen ganz eigenen Weg, aber andere tun es auch! Und die haben einen Heidenrespekt vor dir, weil sie wissen, wieviel Mut und Stärke es braucht, den eigens angestammten Lebensweg anzutreten. Du wirst sie treffen und du wirst sie erkennen.

Sie nehmen im Zweifel die Plätze derer Menschen ein, die du loslässt.

Veränderungen zulassen und leben

Häufig ist der erste Schritt zu einer phantastischen Veränderung jener, das ungute Bauchgefühl bei einer Sache ernst zu nehmen. Dorthinein zu hören und ehrlich mit sich selbst zu sein. Das erfordert Mut, weil auf diese Art klar wird, ob Du etwas verändern musst.

Wenn wir aus einem Job herausgewachsen sind und woanders weitermachen müssen, dann heißt es Koffer packen. So war es bei mir, als ich erkannt habe, dass ich nicht weiter als Hundetrainerin arbeiten kann obwohl ich den Traumberuf Hundetrainer lange gelebt habe, denn

Das Leben passiert in Kurven.

 

Foto:

Jakob Owens

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